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Met Fleute, Quetsch un decker Trumm

Die Buchdaten:

Met Fleute, Quetsch un decker Trumm
Das musikalische Karnevals-Lexikon

von Silvia Merk, Frank Tewes

128 Seiten mit vielen farbigen Abbildungen
16,5 x 23 cm, gebunden

ISBN 978-3-933839-02-2
Köln, 1998

Kurzbeschreibung:
Wer schon immer mal wissen wollte, welche Kölner Karnevalisten seit wann mit welchen Instrumenten spielen und warum, dem bleiben jetzt keine Fragen mehr offen. "Met Fleute, Quetsch un decker Trumm" heißt das Buch, das eine Reihe Antworten bietet. Die Autoren Silvia Merk und Frank Tewes führten mit mehr als 100 Interpreten und Gruppen in weit über 300 Stunden Interviews und Einzelgespräche. Alle sind mit dabei, die zur Jahrtausendwende eine musikalische Rolle im Kölner Karneval spielten - oder künftig spielen möchten. Keine Wertung, keine langweilige Aufzählung von Zahlen oder Lebensdaten, sondern gewürzt mit vielen Anekdoten ist es gleichzeitig der liebevolle Versuch, bekannten und weniger bekannten Künstlern ein Forum zu bieten und damit überdies den karnevalistischen Nachwuchs zu unterstützen. So geben die Kapitel Auskunft über Beweggründe, Vorbilder, Herkunft und Ausbildung der Karnevalisten.




 

11,00 EUR

 

incl. 7% USt. zzgl. Versand

 
 
Anzahl:   St






Ein musikalisches Karnevals-Lexikon

"Der Karneval braucht Nachwuchs" – so schallt es allenthalben aus Kommentaren und Berichten. Sogenannte "Nachwuchsgruppen" dagegen sind manchmal seit über 20 Jahren im Karneval aktiv und treten zu "Ruhm und Ehre des vaterländischen Festes" als fester Bestandteil in Krankenhäusern, Seniorenheimen, Kindergärten und bei Landfrauenvereinigungen auf. Literaten begründen dies gerne damit, daß diese Gruppen, Sänger oder darbietenden Künstler nicht genug bekannt sind, um engagiert werden zu können, und die betroffenen Künstler machen die größten Klimmzüge, um über die Teilnahme an Hitparaden oder anderen Auftritten zu Bekanntheit zu gelangen. Besonders traurig wird es dann, wenn musikalisch gute Gruppen oder Musiker unter größter Selbstverleugnung kopieren, was gefragt zu sein scheint. Sie berauben sich so der Chance, selbst einen Stil zu kreieren und darüber vielleicht ins Bewusstsein ihrer "Kunden" zu gelangen.

Und noch ein Klischee spielt für den Karneval eine Rolle Das Vorurteil nämlich vom Karneval, der ohne Kommerz, Marketing und Werbung auskommt. Künstler, ob alleine oder zu mehreren, ob sprechend oder singend, leben heute nicht mehr nur vom Applaus. Sie brauchen Verpflichtungen, um ihren Verpflichtungen gegenüber der Gruppe und letztlich auch gegenüber ihren Fans gerecht werden zu können. Solange wir alle verhindern können, dass diese Künstler aIs lebende Litfaßsäulen, den Sportlern gleich, im Karneval auftreten, sollten wir Ihnen die Möglichkeit einräumen, sich auf den Bühnen zu bewähren, zu üben, zu schulen und ihren Erfolg zu genießen. Das setzt heute aber schon fast den Wagenhut des \/eranstalters voraus, der auch mal Neues ausprobiert, nicht weil es weniger kostet, sondern weil es ein anderer "Sound" sein könnte. Das setzt aber auch voraus, dass sich die Gesangsdarbietungen der heute erforderlichen Technik bedienen, und Geld für Ausrüstung investieren.




"Met Fleute, Quetsch un decker Trumm" leistet einen kleinen Beitrag dazu. Es vermittelt Interessierten einen Überblick über die lebhafte Kölner Musikszene – und zwar aus Sicht der Künstler. Über hundert Gruppen, Einzelinterpreten und Duett-Sänger wurden interviewtbefragt, uns ihre Geschichte erzählen lassen und bewußt versucht, diese aus der Sicht der Befragten weiterzugeben. Kritik war nicht unsere Sache. Wir haben lediglich versucht, historische Korrektheit zu wahren und allzu persönliche Anschauungen oder Einschätzungen abzumildern. Wir wollten in unseren Darstellungen niemanden verletzen, treffen oder übergehen, wir wollten aber auch nicht unseren Künstlern schaden.

Bei den Recherchen zu "Met Fleute, Quetsch un decker Trumm" und den weit über dreihundert Stunden, die die Autoren Silvia Merk und Frank Tewes im Gespräch mit den Interviewpartnern und miteinander über ihre Erfahrungen verbracht haben, gab es viele Eindrücke und Erkenntnisse. Manche bleiben besser da, wo sie hingehören, andere wurden verarbeitet, und wieder andere ruhen für spätere Interpretationen.




Nach den "Goldenen Jahren" eines Ostermann und Palm, die letztlich doch nicht so golden waren, hat sich die Musik in den Jahren der dritten Wiedergeburt des Karneval, in den 50er Jahren, wieder verändert. Trios und Duette traten auf, die "gesungene Büttenreden" vortrugen, Lieder erzählten oder Erzählungen sangen. Ihre Musik war eine Gebrauchsmusik, leicht, eingängig und zum Schunkeln geeignet. Einen neuen Stil brachten die Bläck Fööss mit in den Karneval, den sie wiederum aus der damaligen Rockmusik entwickelt hatten. Diese neue musikalische Welle veränderte den "musikalischen Karneval" mehr als alles andere. Zunächst wurden sie respektvoll kopiert, dann traute sich die eine oder andere Gruppe aus dem Schatten der Fööss heraus und machte "eigenständige" Musik. Und wieder war eine neue Richtung entstanden.

In den 70er Jahren kam deutscher Chanson in Mode, im Stile eines Reinhard Mey, einer Alexandra, Katja Ebstein und anderen, und auch das spiegelte sich musikalisch im Karnevalsrepertoire wider. Beispiele dafür waren Altstars wie Horst Muys, Werner Vaupel und ein beginnender King Size Dick, die nicht nur eigene Sachen sangen, sondern die herrlichen Texte eines Hans Knipp oder Henner Berzau aufgriffen. Aus den 70er Jahren kennen wir aber auch die Kritik am Karneval, daß sein Niveau auf Klamauk, Klatsch- und Stimmungslieder auf niedrigstem Niveau abgesunken sei. Und das forderte wieder die Parodisten heraus, die wie "Hot un Höötche" versuchten, mit ihren erzählten Alltagsgeschichten Kritik zu üben.

Mit dem Vordringen von Saalmikrofonen, Verstärkern und elektronischer Ausrüstung konnten die Säle größer werden. Die Verbreitung karnevalistischer Musik über Live-Sendungen im Radio erhöhte deren Bekanntheit, und Sitzungsbesucher und Karnevalsjecke begannen, ihre Lieblingslieder mitzusingen, zu fordern. Sitzungen wurden besucht, weil die oder jene Gruppe dort auftrat. Der Beginn einer neuen Ära begann mit der Lachenden Sporthalle, wo Sitzungen und Veranstaltungen plötzlich für ein großes Publikum aufgezogen wurden. Gestik der Künstler, Kostüme und Lautstärke mussten sich gezwungenermaßen auf diese Formate einstellen und prägten eine andere Form der karnevalistischen Unterhaltung. Leise Töne wurden in den Hintergrund gedrängt, laute Musik, schrille Verkleidung, deftige Sprüche waren im Kommen.




In dieser Zeit schossen wie Pilze (nicht ganz zufällig) die Bands aller Art aus dem Boden. Hier die Pfarrjugend, die bei Lagerfeuermusik zu einer Band zusammenschmolz, dort die Nachwuchs?Rockgruppe, die Musik machte. Die Musikszene wurde lebhaft, vielseitig und ihre Protagonisten waren zahlreich. Hier kommt das Verdienst der Bläck Fööss, die kölsche Sprache salonfähig gemacht zu haben, mehr zum Tragen als alle anderen unbestrittenen Verdienste dieser einzigartigen Gruppe. Auch BAP und besonders der charismatische Wolfgang Niedecken haben in diesem entscheidenden Moment der Entwicklung ihre Spuren hinterlassen. Der deutsche Schlager war am Ende, die Bahn frei für das Kölsche Liedgut. Dass sich nun die verschiedenen Sparten von Kölsch Rock, Comedy und Karnevalsmusik entwickeln würden, war nur eine Frage der Zeit.

Je lauter die Musik werden durfte, desto mehr musste sie auf die geschliffenen Formen verzichten. Klatsch- und Grölmusik taten an die Stelle der einstmals sanften "rheinischen Stimmungslieder", die Ballermann-Kakophonie sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Und je rücksichtsloser blöde die Texte wurden, desto mehr blühten im Verborgenen wieder die leisen Lieder. Ein Lied wie "Leeve Schäng, pack die Quetsch us..." gibt wunderbar wieder, was sich entwickelte: Kölsche Herztöne, Lieder zum Mitsingen und –schunkeln, für versteckte Tränchen und starke Gefühlswallungen. "Denn wenn et Trömmelche jeiht..." – da geht dem Kölschen, ob aus dem Bergischen Land, dem Erftkreis oder gar Düsseldorf, "et Hätz op". Dieser Gefühlskick hat nur wenig mit Karneval und Domromantik zu tun. Diese neue Generation der Karnevalslieder ist wie emotionales Bunjee-Springen – emotionales Risiko, aber mit Sicherheitsgurt.

Mittlerweile hat sich dabei eine unglaubliche Bandbreite an musikalischem Angebot herausgebildet. Das Angebot schafft die Nachfrage und umgekehrt. Für jeden etwas. Für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. Und da sind wir wieder am Anfang unserer Beobachtungen: Man muss das Angebot nur kennen.




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